Geopolitik, Globaler Süden und Entwicklungspolitik

Full description

Bibliographic Details
Statement of responsibility:Stephan Klingebiel
Main Author: Klingebiel, Stephan, 1962- (Author)
Other Authors: German Institute of Development and Sustainability
Format: eBook
Language:German
Published: Bonn : German Institute of Development and Sustainability (IDOS) gGmbH, 2023
Physical Description:1 Online-Ressource (12 Seiten)
Series:IDOS policy brief 2023, 12
FIV classifikation:
FIV-Subjects:
Global ;
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FIV-Aspects:
Niger ;
External Sources:kostenfrei
kostenfrei
kostenfrei
Other Editions:Erscheint auch als (Druck-Ausgabe): Geopolitik, Globaler Süden und Entwicklungspolitik . - Bonn : German Institute of Development and Sustainability (IDOS) gGmbH, 2023
Description
Summary:Die systemische Konfrontation zwischen China und den USA, die russische Invasion der Ukraine, aber auch die Machtübernahme durch putschende Militärs u.a. im Niger zeigen: Das Umfeld für globale Kooperationsanstrengungen ist deutlich schwieriger geworden. Akteure im Globalen Süden sind in geopolitischen Konflikten nicht mehr nur Teil-nehmende am Rande, sondern Gestalter. Sie sind stark umworben durch westliche Länder und Russland. Zugleich streben insbesondere China und Indien Führungsrollen als Sprecher für den Globalen Süden an. Folgende Punkte sind dabei von besonderer Bedeutung: (1) Die Veränderungen des internationalen Systems haben dem Globalen Süden als Gruppe (trotz der enormen Unterschiede der Akteure in dieser Gruppe) einen neuen Identitätsschub verliehen – ähnlich dem Westen. Es ist bemerkenswert, dass diese Blockbildung in Nord / Süd andere mögliche Gemeinsamkeiten weniger stark zum Tragen kommen lässt. Dies gilt vor allem für den bislang wenig erfolgreichen Versuch, die Identifikation offener demokratischer Systeme als Zugehörigkeitsmerkmal zu stärken. Für viele Debatten und Allianzen ist die Identifikation „Globaler Norden / Süden“ prägend. Die Nord-Süd-Lagerbildung ist zum Auffinden von Lösungen nicht hilfreich. Ansätze, verfestigten Blockbildungen entgegenzuwirken und wirk-same Austausch- und Verständigungsformate zu schaffen, sind daher wichtig. (2) Die bestehende internationale Ordnung ist aus Sicht südlicher Akteure ein zutiefst ungerechtes System, welches vorrangig die Interessen des Westens und insbesondere die der USA schützt. Politische Ange-bote des Westens, die nicht wirklich zu strukturellen Veränderungen führen, dürften kaum Interesse im Globalen Süden hervorrufen und Gegenentwürfe – seien sie von China mit seinem Führungsanspruch für den Globalen Süden oder Russland - begünstigen. (3) Grundsätzlich besitzt Entwicklungspolitik der OECD-Akteure wichtiges Potential, die Neuausrichtung der Beziehungen mit dem Globalen Süden mitzugestalten. Das Politikfeld ist einerseits ein Ausweis internationaler Glaubwürdigkeit (u.a. Erfüllung internationaler Verpflichtungen) und andererseits ein Ansatz, mit dem überhaupt an der Bearbeitung internationaler Probleme gearbeitet werden kann. (4) Westliche Entwicklungspolitik dürfte sich angesichts vielfältiger Spannungen in Entwicklungsregionen weiteren schwierigen Situationen mit Eskalations- und Misserfolgsrisiken (wie etwa Niger und Afghanistan) gegenüberstehen. Entwicklungspolitik sollte noch bewusster in Strategie und Handeln den geopolitischen Kontext reflektieren. Der prägende geopolitische Kontext birgt die Gefahr, dass die originäre entwicklungs-politische Aufgabe – nachhaltige Entwicklung der Partnerländer – überlagert wird. (5) Insgesamt sollte es ein wichtiges Anliegen sein zu überdenken, wie die internationale Lastenteilung für Entwicklungs- und Klimafinanzierungsagenden organisiert ist. Hier gilt es, sowohl die Akteure aus dem Globalen Norden als auch die aus dem Globalen Süden in den Blick zu nehmen.
DOI:10.23661/ipb12.2023
Access:Open Access